Linz, Sonntag 4.9.2011
Diese Veranstaltung hat mich in der Vorbereitung schon einige Stunden gekostet, dann ist auch eine Nachbereitung angebracht, denke ich.
Muss man sich dazu wirklich vorbereiten?
Nein! Doch es ist nicht einfach auszusuchen, was man sich ansehen will.
Und wenn man auf der Suche nach einem speziellen Markt ist, dann lässt man sich vielleicht zu sehr ablenken von den vielen Attraktionen.
Das Angebot ist riesig, oft auch verwirrend und ich hatte auch nur diesen einen Sonntag Zeit.
Ist es sinnvoll sich das Vorort anzusehen?
Schwer zu sagen. Ich habe dann auch am Tag vorher noch kurz mit dem Gedanken gehadert, sich das doch nicht anzusehen.
Mir war es aber dann doch zu wichtig mal zu sehen, wie das so abläuft. Wie ist es fürs Publikum, was bieten die wirklich, finden sich die Leute zurecht.
Obwohl vermutlich alles auf der Homepage http://www.aec.at/ beschrieben ist (auch zu sehen), schnappt man manches auch nur durch Zufall auf. Vieles wird auch erst interessant, im Zusammenspiel mit dem Publikum. Ungewöhnlich ist sicherlich auch, dass man sehr viele Kunstwerke angreifen kann, man darf auch alles fotografieren. Wenn man dort ist, ist man konzentrierter und nimmt dadurch sicher mehr auf, als wenn man die Homepage oder das Programmheft studiert.
Natürlich verpasst man trotzdem den Großteil des Angebots, aber auch diese Erfahrung ist wohl Teil der Veranstaltung.
Was natürlich als Österreicher dafür spricht, ist die Tatsache, dass es doch sehr nah für uns ist, wenn man bedenkt, wie viele internationale Teilnehmer dort jedes Jahr hinströmen.
Aufbau der Ars Electronica
Die Ars Electonica hat ein zentrales Thema. Sie beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Kunst und Technologie in der Gesellschaft.
Sie besteht aus 4 Säulen:
- Prix Ars Electronica
- Festival Ars Electronica
- Ars Electronica Center
- Ars Electronica Futurelab
Der Prix Ars Electronica ist der Wettbewerb. Hier reicht man seine Kunstwerke ein. Es gibt die verschiedensten Kategorien, z.B. Computer Animationen. Er ist der höchstdotierte Preis für Computerkunst weltweit. (Genau 3.611 Arbeiten aus 74 Nationen sind beim heurigen, 25. Prix Ars Electronica eingereicht worden.)
Im Rahmen des Festival Ars Electronica werden die Preise überreicht (Ars Electronica Gala) und in einzelnen Foren genau vorgestellt, auch der Künstler erklärt dort dann sein Werk. Die Gewinner werden einige Wochen vorher bereits genannt. Manchmal bedeutet dies für den Künstler den Durchbruch, andere werden sowieso berühmt, mit dem was sie machen (Julian Assange/Wikileaks z.B. bekam 2009 eine Auszeichnung).
Das Festival dauert eine Woche (heuer: 31.8. - 6.9.2011) in der es ein volles Programm mit vielen Veranstaltungen gibt. Es gibt auch immer ein Thema (2011: ORIGIN - wie alles beginnt), mit dem sich neben einer Ausstellung und manche Konzerte/Performances, dann vor allem Vorträge und Diskussionen damit beschäftigen. Diese werden in Blöcke aufgeteilt und Symposien genannt. Diese Symposien könnte man wohl als den Gipfel des Festivals bezeichnen.
Daneben gibt es aber auch noch parallel stattfindende Konferenzen (und Foren) , die andere Themen haben (z.B. gibt es jedes Jahr die Pixelspaces Conference).
Es werden viele Beiträge auch online gestellt (auf youtube z.B.) aber auch während der Veranstaltung wird getwittert und so können viele Leute mitmachen. Die Veranstaltungen finden in verschiedenen Örtlichkeiten statt: Museen, Konferenzgebäuden, Kirchen, …, auch Freiluftveranstaltungen gibt es, wie die Linzer Klangwolke.
Heuer gibt es auch noch ein Festival im Festival für Jugendliche: u19 Create Your World.
Ars Electronica Center
ist ein Gebäude in Linz: Museum und Konferenzräume. Die Ausstellungen sind für die Masse ausgelegt. Es gibt dort einen Vortragsraum den Deep Space, in dem Filme in sehr hoher Auflösung (auch dreidimensional) vorgeführt werden können. In dem Haus findet man auch den berühmten Lift, dessen Boden ein Monitor ist, der die Bewegung des Lifts durch eine Animation darstellt.
Das Futurelab ist die Künstler Werkstatt, die sich die Ars Electronica leistet. Es arbeiten ca. 50 Künstler und Forscher dafür. Sie machen oft in Kooperation mit Firmen Projekte, die sich mit Kunst, Technologie und Gesellschaft beschäftigen. Es gibt dafür Räumlichkeiten und manche Arbeiten werden auch im Ars Electronica Center ausgestellt.
Was habe ich gesehen?
Ich habe mir im Endeffekt nur sehr wenig angesehen und doch viel gesehen und dabei auch viel gelernt, denke ich.
Ich war im AEC - Ars Electronic Center und im OK - Offenes Kulturhaus. Wobei ich mir im letzteren eine Führung für die CyberArts Ausstellung gegönnt habe. Im AEC bin ich alleine durchgestapft und habe überblickshaft alle Ausstellungen dort angesehen. Ich bin auch in zwei Vorträgen (eher zufällig) hängengeblieben.
Ich war also in keiner Konferenz (Symposien, Foren und wie sie das alles nennen), sondern habe das gemacht, was das gemeine Fußvolk am Ars Electonica Festival (zu dem ich mich auch zähle) macht.
Die gezeigten Kunstwerke in der CyberArt Ausstellung sind durchwegs schon sehr "abgefahren" und man denkt sich, was ist dem Künstler denn da eingefallen. Andererseits ist die Aussage des Kunstwerks bzw. über welche Entwicklung sich der Künstler Gedanken gemacht hat, immer sehr verständlich. Da hilft mir wohl auch der technische Hintergrund, denn die Probleme die angesprochen werden, sind ja meist Auswirkungen von technischen Veränderungen (Facebook, Überwachungskameras, ...). Die biologischen/medizinischen Kunstwerke, die in der Kategorie HybridArt gezeigt wurden, sind mir zwar nicht sehr nahe, doch beschäftigen sie sich auch mit Problematiken, die doch allgemein bekannt sind. Auch Emotionen, welche einzelne Kunstwerke auslösen sollen, sind z.B. durch Musikuntermalung sehr einfach zu spüren.
So gesehen ist für mich diese Kunst viel verständlicher, als z.B. eine Franz West Ausstellung, obwohl man sich auch bei der Ars Electronica oft die Frage stellt: Das soll Kunst sein?
Was habe ich mitgenommen?
Ich glaube das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist wie die Ars Electronica funktioniert und daher wollte ich das auch in diesem Beitrag erklären. Ich denke, das erleichtert mir kommende Besuche dort. Auch kann ich mit dem Wissen, die Aufzeichnungen der vergangenen Ars Electronica Festivals leichter durchstöbern (2008 war das Motto: A new cultural economy, was mich sehr interessiert).
Es hat auch mein Interesse geweckt und ich habe inzwischen die Homepage noch genauer studiert, Filme angesehen und auch die im ORF ausgestrahlte Sendung im Rahmen des Kulturmontags gesehen. Diese wird übrigens im 3Sat am Sa. 24.9.2011 wiederholt:
- 00:55 Vom Cern der Dinge Ars Electronica 2011 - Kunst und Wissenschaft auf Kollisionskurs
- 01:40 Born Digital Jugend 2.0 am Beispiel Prix Ars Electronica
Bezug zu meinem Vorhaben
Eine Antwort, darauf, ob meine geplante Künstler- und Sammlerplattform für digitale Kunst mit Unikatstatus, benötigt wird, habe ich nicht gefunden.
Was mich allerdings beschäftigt ist, ob ich nicht eher ein Kunstprojekt, als ein Geschäftsmodell entwickeln soll. Vielleicht entsteht beides.
Ich glaube nach wie vor, dass die Ars Electronica, eine maßgebliche Veranstaltung für mein Vorhaben ist. Mal sehen, ob ich dort wirklich mal erwähnt werde, einen Vortrag halten darf oder gar einen Preis bekomme . - Wer weiß?!
Fazit
Ich kannte die Ars Electronica natürlich vom Fernsehen und fand das auch immer sehr interessant, wenn da ein Beitrag kam, aber erst durch das Buch Digital Art von Wolf Lieser bin ich draufgekommen, welchen hohen Stellenwert diese Veranstaltung für diese Art von Kunst hat.
Das Festival stellt den jährlichen Höhepunkt der Aktivitäten des Ars Electronica dar. Durch die Vielzahl der Veranstaltungen ist man als Neuling verwirrt. Doch im Endeffekt macht man es uns leicht, sich behutsam zu nähern. Dass man die Allgemeinheit so stark an der Veranstaltung teilhaben lässt ist sehr bemerkenswert.
Ich finde es toll, was Linz mit der Ars Electronica zustande bringt und hoffe, dass nächstes Jahr auch wieder Interessantes geboten wird.
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